Schule im Aufbruch – Ein Abend voller Denkanstöße

Eure Schülervertretung im Erzgebirge.

Schule im Aufbruch – Ein Abend voller Denkanstöße

Am 09.Januar 2025 lud das Refugium Erzgebirge e.V. Schüler, Lehrer, Eltern, Großeltern, Pädagogen, Mitarbeiter & Verantwortliche in den Bereichen Bildung & Soziales/Kinder-, Familien-, & Jugendarbeit, sowie aus den entsprechenden Behörden in das Bertholt-Brecht-Gymnasium Schwarzenberg ein. Eine inspirierende Veranstaltung mit Margret Rasfeld, die mit ihrem Vortrag „Schule im Aufbruch“ zahlreiche Denkanstöße gab. Im Mittelpunkt stand die Frage, warum unser Bildungssystem einen grundlegenden Wandel benötigt und wie dieser aussehen könnte.

Margret Rasfeld zeigte eindrücklich, dass unser aktuelles Schulsystem an vielen Stellen krankt. Schülerinnen und Schüler, Lehrkräfte und auch Eltern fühlen sich oft unverstanden und überfordert. Besonders dramatisch ist dabei die Situation des Lehrkräftemangels: Rund 50 % der angehenden Lehrerinnen und Lehrer brechen allein ihre Ausbildung im Studium oder Referendariat ab. Auch auf Schülerseite ist der Druck enorm. Psychische Belastungen wie Burn-out, Depressionen und Einsamkeit nehmen immer weiter zu, gerade nach der Pandemie. So gaben 73 % der Schülerinnen und Schüler an, dass sie sich nicht mehr gehört fühlen und dringend Unterstützung benötigen. Doch Therapieplätze werden in den meisten Fällen nur bei Suizidgefährdung vergeben. Gleichzeitig fehlt es den Schulen an Zeit und ausgebildetem Personal, um auf diese Herausforderungen einzugehen.

Neben den sozialen Problemen betonte Frau Rasfeld auch die Dringlichkeit des ökologischen und sozialen Wandels. Unser Planet steht vor großen Herausforderungen, und eine nachhaltige Zukunft erfordert ein Bildungssystem, das junge Menschen dazu befähigt, aktiv und verantwortungsvoll an der Gestaltung dieser Zukunft mitzuwirken. Doch stattdessen erleben viele Schülerinnen und Schüler die sogenannte „Ohnmachtfalle Schule“. Der Fokus auf Gehorsam, Noten und Prüfungen lässt wenig Raum für Kreativität und Persönlichkeitsentwicklung. Laut Studien nimmt die Kreativität von Kindern während ihrer Schulzeit massiv ab. Der starre Lehrplan, die ständige Bewertung und der fehlende Freiraum für eigene Ideen vermitteln vielen das Gefühl, nie genug zu sein.

Margret Rasfeld stellte jedoch auch konkrete Lösungsansätze vor. Ein zentrales Konzept dabei ist der sogenannte „Freiday“. Der Freiday ist ein Projekttag, an dem Schülerinnen und Schüler frei und selbstbestimmt an Themen arbeiten können, die ihnen am Herzen liegen. Ziel ist es, den Lernenden Raum für eigene Ideen und Projekte zu geben, die sie mitgestalten und umsetzen können. Die Themen orientieren sich dabei unteranderem an den Themen, wie etwa Klimaschutz, soziale Gerechtigkeit oder verantwortungsvoller Konsum und dem gesellschaftlichen miteinander. An diesem Tag wird der Unterrichtsstoff nicht vorgegeben – die Schülerinnen und Schüler können selbst entscheiden, wie sie das Thema bearbeiten. Sie werden dabei unter anderem von Lehrkräften begleitet, die eher eine unterstützende Rolle einnehmen, als klassische Inhalte zu vermitteln. Der Freiday soll nicht nur Kreativität und Eigenverantwortung fördern, sondern auch die gesellschaftliche Mitgestaltung in den Mittelpunkt rücken. Denn wie Rasfeld betonte: „Wissen ohne Handeln bringt nichts.“

Neben dem Freiday hob Rasfeld weitere innovative Ansätze hervor, wie das Lernbüro, in dem Schülerinnen und Schüler frei in einem bestimmten Unterrichtsblock zwischen den Fächern Deutsch, Englisch und Mathematik wählen dürfen. Die Schülerinnen und Schüler entscheiden wie sie arbeiten und sich prüfen lassen. Auch der Klassenrat und die Schulversammlung, bei der die gesamte Schulgemeinschaft in Entscheidungen einbezogen wird, sind wichtige Elemente eines modernen Bildungssystems.

Der Abend machte deutlich, dass Schule mehr sein kann als ein Ort des Wissens. Sie sollte ein Ort sein, an dem junge Menschen Raum für Kreativität und Mitbestimmung finden und auf die Herausforderungen der Zukunft vorbereitet werden. Bildung braucht Veränderung – und zwar jetzt.

Ein Beitrag von Lena Kretzschmar.